Rassespezial aus Sicht des Richters Giovanni Capone

capone1Bezüglich der Rutenproblematik in Deutschland wurde mir erklärt, dass „es erlaubt ist, die Rute zu kürzen, wenn der Hund (Welpe) aus jagdlicher Zucht stammt; jedoch wird diese Genehmigung nur jenen erteilt, die mit ihren Hunden die VGP auf Fuchs, Hase etc. (Schweißfährte, Hasenspur und Gehorsam am Wild) bestehen, welche jedoch von nicht allzu vielen absolviert wird. Eine Alternative ist auf Hunde ausländischer Zucht zurückzugreifen, mit Ausnahme von Österreich, der Schweiz und den Niederlanden, wo das Kupieren der Rute völlig verboten ist. Mit diesen Einschränkungen geben auch italienische Züchter oft Hunde mit intakter Rute ins Ausland ab, und das ist nicht immer erste Wahl! Doch die Teilnahme an Zuchtschauen in Italien und jagdlichen Prüfungen, durch Anhänger, die die Möglichkeit dazu hatten, macht sich bereits sich in Form von einigen guten Rassevertretern und Unterschieden in der Verwendung der Hunde bezahlt.“

Und hier muss meines Erachtens der SABI Wegweiser für die Anhänger dieser Rasse im Ausland sein um die Eigenschaften des Bracco Italiano nicht zu verunstalten. Was meiner Meinung nach schwer zu beschreiben ist, ist, dass das Verhalten, die Bewegung (z.B. ist das Braga lediglich pures Hilfsmittel für bestmögliche Resultate im Trott) und das Ausdrucksverhalten der Rute nicht nur Ergebnis der Ausbildung, sondern grundsätzliche Eigenschaften der Rasse sind, welche nichts und niemand anerziehen kann, sondern einer sorgfältigen züchterischen Selektion entspringt.

Mir ist aufgefallen, dass der Großteil der Bracchi Italiani Besitzer Frauen sind, die zur Jagd gehen und uns die Eigenschaften der Feldarbeit erhalten und gleichzeitig den liebenswerten Blick und die Eleganz unseres Bracco Italiano wertschätzen und ihn nicht zum Sofahund verkommen lassen möchten.

Der Hauptunterschied zwischen der italienischen und der deutschen Art zu jagen ist, dass der Bracco für uns Italiener grundlegend ein Jäger für das Federwild, der großen Freiflächen und des eleganten, jedoch kraftvollen und schnellen Trottes ist.

capone2So ist mir bewusst geworden, dass die deutschen Bracco Anhänger mehr auf Substanz und Ästhetik der Hunde achten, der Trott ist wenig bis gar nicht vorhanden und die Suche ziemlich verhalten, jedoch verfügen die Hunde auch generell über eine gute Passion am Wild und gute Apportiereigenschaften sowie Führigkeit. Andererseits ist die Verwendung sehr vielseitig, vom Feder- bis zum Haarwild, Schalenwild eingeschlossen!!!

Am ersten Tag, Samstag, konnte ich einem Ausbildungsseminar von Winfried Edelmann in Zusammenarbeit mit Tanja Brandt beiwohnen und möchte mich bei Carmen für das Übersetzen ins Italienische von alledem bedanken, was der Seminarleiter berichtete und veranschaulichte, unter anderem Übungen zu Gehorsam, Vorstehen und Apport, mit Hilfe einiger Hilfsmittel wie dem „Running Rabitt“ oder der Reizangel. Am Nachmittag wurde der Apport aus dem Wasser im Schwimmbecken des Ausbildungsgeländes trainiert.
Schöne und effektive Methoden, welche dem Hund sicherlich Konzentration und Aufmerksamkeit lehren, die vom Führer verlangt werden. Ich konnte sehen, dass Welpen mit gut 3 Monaten Basisübungen mit Spontanität und Ruhe absolvierten.

Genauso leicht ging es bei der Leinenführigkeit, dem Sitz und dem Platz, dem Heranrufen und auch bei den schwierigeren Situationen mit Ablenkungen und äußeren Reizen. Offenbar erleichtert es so auch gute Resultate bei komplexeren und jagdspezifischeren Übungen zu erlangen. Aber man sollte die Anlagen dem sozialen capone3Leben an der Seite von Herrchen oder Frauchen in der Öffentlichkeit und im Privaten nicht unterordnen.

Am zweiten Tag fand das Rassespezial statt. Etwa zwanzig Hunde sind gelaufen, von denen einige mit Vorzüglich und der Großteil mit Sehr gut gewertet wurden. Ich habe von allen Hunden das Stockmaß genommen und festgestellt, dass einige an der oberen Toleranzgrenze lagen und massig und groß erschienen. Im Allgemeinen korrekte Begrenzungslinien von Fang und Schädel, Augenfarbe, manche Behänge etwas kurz, korrekte Profillinien, breite und muskulöse Lendenpartien, gute Kruppen, mäßige Brustkörbe sowie gute Winkelung der Läufe und guten Pfoten. Optimales Wesen, ohne Scheu oder Übellaunigkeit, noch aggressiv. Bedauerlicherweise viele lange und große Ruten, oftmals ausdruckslos, manchmal geringelt über dem Rücken getragen!


Der BOB ging an eine Hündin, Mira Fiori di Ala D’Oro von Stephan Wunderlich, der BOS an Carmelo Budino di Ala D’Oro von Cathrin Woltjen, beide Hunde aus der Zucht di Ala D’Oro von Hr. Muller. Bester Junghund wurde Orsina Compatriota di Bonfini, Züchter Gabor Essösy, Besitzerin Sabine Hochhäuser.

Abschließend zwei schöne Tage mit tollem Wetter, inmitten von Freunden, die die gleiche Leidenschaft haben und den Bracco mit Liebe und Passion leben.

Vielen Dank dem Organisator Harald Koska für die Einladung, den netten Empfang und die Gastfreundschaft und an Carmen, deren Nachnamen ich leider nicht kenne, die mir im Ring und als Dolmetscherin assistierte und an Daniela Schobert, die die Verbindung zwischen dem Verein und mir herstellte.


Viel Erfolg wünsche ich allen deutschen Liebhabern unserer Rasse für die besten Ergebnisse in der Zucht sowie bei der Jagd als auch bei Prüfungen und dafür, immer das Wesen unseres Bracco Italiano am Leben und gegenwärtig zu halten.

Giovanni Capone

(Übersetzung Carmen Frisch)